Leticia Gonzalez, Friedrich-Schiller-Universität Jena
Leticia Gonzalez war von 2007 – 2011 Professorin für theoretische Chemie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Bei einem Interview verschaffte uns die gebürtige Spanierin einen Einblick in Ihren spannenden und abwechslungsreichen Alltag.
Wann haben Sie das Interesse für Ihr Studienfach entdeckt?
Gegen Ende der Schulzeit in Madrid (Spanien) wurde meine Begeisterung für Chemie durch meine Lehrerin geweckt. Sie war sehr gut darin, uns die hinter der Naturwissenschaft liegende Logik begreiflich zu machen. Da ich mehr darüber erfahren wollte, entschied ich mich, Chemie (in Madrid) zu studieren.
Welche Voraussetzungen sollte man für das Studium mitbringen?
Motivation und Durchhaltevermögen sind die wichtigsten Voraussetzungen für das Studium. Ebenso sollte man allgemein ein gutes mathematisch-naturwissenschaftliches Verständnis sowie ein gewisses Interesse auch an Mathematik und Physik mitbringen.
Welche Erinnerungen haben Sie an Ihr Studium? Was hat Ihnen daran besonders gefallen?
Studiert habe ich an der Universität Autónoma in Madrid, einer im Vergleich zur FSU Jena sehr großen Universität. Einige meiner besten Freundschaften sind im Verlauf des Studiums entstanden. Manche dieser Freunde sind ebenfalls in der Wissenschaft tätig und wir treffen wir uns z.B. auf Konferenzen wieder und erfreuen uns dabei an den Privilegien, die man als WissenschaftlerIn und HochschullehrerIn hat. Es ist ein bisschen wie eine Fortsetzung des Studierendenlebens, nur mit der zusätzlichen Verantwortung, anderen Studierenden die Freude an der Chemie und der Forschung vermitteln zu müssen.
Worüber haben Sie promoviert? Was ist Ihr Spezialgebiet?
Ich habe in Theoretischer Chemie promoviert. In diesem Gebiet arbeiten wir nicht mit Chemikalien und Reagenzgläsern, sondern nur mit Computern und Programmen. Ich bin daran interessiert, die detaillierten Gesetze zu verstehen, nach denen die Atome in chemischen Verbindungen zusammengehalten werden. Während meiner Doktorarbeit in Berlin habe ich Moleküle untersucht, welche durch schwache Bindungen komplexe Systeme ausbilden, wie z. B. Wasser. Mit Hilfe der fundamentalen Gesetze der Quantenmechanik können wir die Struktur, die Energien sowie andere Eigenschaften bestimmen. Heute berechnen wir auch, wie sich solche Systeme im Laufe der Zeit entwickeln, nachdem sie zum Beispiel mit Licht bestrahlt wurden.
Wie kann man sich Ihren Berufsalltag vorstellen?
Als Professorin ist die Zeit zwischen Forschung und Lehre aufgeteilt. Einige Stunden pro Woche halte ich Vorlesungen vor Studierenden. Den Rest verbringe ich mit Forschung in meiner Arbeitsgruppe.
Es ist, wie ein kleines Unternehmen zu leiten und GeschäftsführerIn zu sein. Man muss Geld für die Forschung beschaffen und bei verschiedenen Organisationen Anträge stellen. MitarbeiterInnen müssen angeleitet, Publikationen geschrieben und regelmäßige Berichte verfasst werden. Außerdem reisen sowohl ich als auch die MitarbeiterInnen meiner Arbeitsgruppe um die ganze Welt, um unsere Ergebnisse auf Konferenzen und Symposien zu präsentieren und mit Anderen zu diskutieren. Dadurch wird unsere Forschung in aller Welt bekannt gemacht und es werden Netzwerke für weitere Forschungsvorhaben geknüpft.
Warum sollten sich Ihrer Meinung nach mehr junge Frauen für ein chemisches Studium entscheiden?
Chemie macht nicht nur Spaß, Chemie ist auch sehr vielfältig und abwechslungsreich. Nachdenken über Chemie enthüllt alltägliche Tatsachen, denn Chemie umfasst alle Bereiche des menschlichen Lebens, und die Beschäftigung mit der Chemie lässt uns unsere moderne Welt verstehen und vielleicht auch verbessern. Heutzutage gibt es vielfältigste Möglichkeiten für Frauen mit Talent, Ehrgeiz und Kreativität in der Welt der Chemie.
Vielen Dank für das Interview!