Dipl.-Ing. Laura Weitze, Bauhaus-Universität Weimar

Die Diplom- Ingenieurin Laura Weitze hat an der Bauhaus-Universität Weimar Umweltingenieurwissenschaften studiert. Nach ihrem Studium beschäftigte sich die Mutter eines Sohnes unter anderem mit der Optimierung von Biogasanlagen und der Entwicklung einer kleinen und mobilen Vergärungsanlage für Landwirte.

Wann wussten Sie das erste Mal, dass Sie Ingenieurin werden möchten? War das eher eine Herz- oder Kopfentscheidung?

Ich wollte eigentlich nicht immer Ingenieurin werden, eher sowas in der geisteswissenschaftlichen Richtung. Aber ich hatte in der 11. Klasse eine Mathelehrerin, die ich sehr begeisternd fand. Da hatte ich so einen Aha-Effekt, und habe verstanden, was ich damit überhaupt alles machen kann.
Meine ganze Jugend hat mich zudem fasziniert, wie aus schmutzigem Wasser sauberes Wasser wird. Wenn ich mit meinen Eltern im Urlaub war, habe ich versucht die nächste Kläranlage zu besuchen. Und dann war mir klar, ich mache etwas, bei dem ich emotionale Leidenschaft habe und werde Ingenieurin. Dann wollte ich unbedingt etwas mit Abwasser und Abfall machen, denn auch Müllautos fand ich technisch gesehen schon immer klasse (schmunzelt).

Was sind besondere Eigenschaften und Fähigkeiten, die man im Beruf erwirbt?

Ich arbeite an der Universität als wissenschaftliche Mitarbeiterin. Das sind ja nochmal etwas andere Aufgaben, als wenn ich in einem Ingenieurbüro arbeite. Die Fähigkeit, die man überall erwirbt, ist Effizienz. Wie kriege ich am besten einen sehr guten Erfolg in möglichst kurzer Zeit hin. Spaß am Prozess und daran, dass sich etwas entwickelt.

Und an der Universität – was lernt man hier speziell von der fachlichen Seite aus?

Ich arbeite hier an der Professur Biotechnologie und Ressourcenwirtschaft. Wir beschäftigen uns damit, wie wir mit den organischen Stoffströmen in der Stadt, Bioabfall zum Beispiel, umgehen, um daraus Produkte zu gewinnen. Sei es, dass man mit einer Kompostierung arbeitet oder die organischen Stoffströme vergärt und Biogas daraus erzeugt.
Und im Umgang mit der Praxis lernt man ganz viel im Sinne von: Wie halte ich eine Bohrmaschine und wo bohre ich das Loch? Bis zu: Wie erstelle ich ein Reglungskonzept am Computer? Stoffstrommodellierungen machen wir auch: „Wenn ich jetzt heute meine Bananenschale wegwerfe, wo kommt die dann an und wie viel Energie wird bis zum Endprodukt, Kompost, dann eigentlich verbraucht?“ Es ist sehr vieles sehr spannend. Ich habe mal ein Forschungsprojekt betreut, zusammen mit einem Ingenieurbüro, da ging es darum, eine kleine mobile Biogasanlage für Bauern mit rund 50 Kühen zu entwickeln. 

Wie sieht bei Ihnen ein regulärer Arbeitstag aus?

Ich habe eine Stelle, in der ich mich sehr viel mit Lehre beschäftige. Es macht sehr viel Spaß zu sehen, wie sich Menschen entwickeln und einen Teil dazu beitragen zu dürfen. Ich schreibe Lehrkonzepte, beschäftige mich mit eLearning, habe aber auch ein Forschungsprojekt in Nepal, wo es darum geht, einen neuen Studiengang mit mehr umweltrelevanten Themen zu initiieren. Aus diesem Grund bin ich regelmäßig in Nepal und Thailand. Der Forschungsalltag sieht nicht sehr viel anders aus, denn Forschungstätigkeit heißt nicht nur, dass man zwangläufig immer nur im Labor steht oder vor dem Rechner sitzt, sondern bedeutet auch viel Korrespondenz mit PartnerInen und KollegInnen. 

Welchen Rat möchten Sie jungen Frauen geben, die noch zögern, Ingenieurinnen zu werden?

Reden sie unbedingt mit Ingenieurinnen! Gehen Sie zu Schnuppertagen oder –studium. Suchen Sie sich eine Mentorin oder setzten Sie sich mal in eine Vorlesung. Es ist alles schaffbar und es gibt auch Höhen und Tiefen. Ich kann immer nur empfehlen: fragen, sprechen, schauen, selber machen. 

Vielen Dank für das Interview!

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